Vom Wasser zum Berg und dazwischen lag der Dschungel

Chapter 13
Part 2

Nach unserem ersten gemütlich verbrachten Tag in Phokara, welche an der Lakeside eine totale Touristadt ist, hungerte es uns nach Abenteuern. Und nach viel Dahl-Bat, einer merkwürdigen Begegnung mit einem der schwarzen Magie verfallenen Mann und stundenlangem Nichtstun auf der Terrasse, trieb es uns letztendlich in gefährlich schnelle und kalte Flüsse. Wir planten eine Wildwasserraftingtour für 2 Tage und einer Nacht am Fluss im Zelt. Wir fuhren also mit einer großen Meute Nepalis und noch 5 anderen Leuten (Australien, UK und natürlich Deutschland) 5 Stunden mit dem Bus und voller Ausrüstung irgendwohin.. haha. Etwas war ganz komisch, nachdem man sich mit Anfangsschwierigkeiten des nepalesischen Englischs vertraut gemacht hat,  schien es auf einmal unmöglich UK-English, geschweige denn den australischen Dialekt zu verstehen.. Hahaha, Wir sprechen auch nur noch Nenglisch : )

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Wir fuhren so früh los, dass noch nicht einmal die Sonne wach war und auf dieser Fahrt, mit aufgehender Sonne entfernten wir uns Phokara immer mehr und die Berge waren auf einmal zu sehen und strahlten solch eine Kraft aus. Auch wenn das Meer immer mein Zuhause bleiben wird, so haben Berge fast diese Energie, die durch mich hindurchfließt, sobald man bei uns an der Ostsee die Dünen hinaufgeht, der Wind an dir vorbeizieht und die Haut schon salzig schmeckt und nur noch ein Schritt und dann ist es da, so groß und unendlich wie sonst nichts und voller Bewegung und doch voller Ruhe, das Meer.

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Leider gibt es kaum Fotos vom Wildwasserraften, aber ich klau einfach eins von der Facebookseite der Gruppe. Ich liebe alles was mit Wasser zu tun hat und erstrecht wenn man nicht weiß, was einem als nächstes passieren wird. Ich liebe Wildwasserraften und wünschte mir, mein Leben lang nichts anderes mehr zu machen. Man ist immer mit mehreren Leuten zusammen, sitzt buchstäblich in einem Boot und es funktioniert nur, wenn die Gruppe zusammenhält, zusammenarbeitet und gegenseitig aufeinander aufpasst. Matze fiel aus dem Boot, das Wasser kommt direkt vom Berg ist also wahnsinnig kalt und dann lag es an uns, ihn wieder ins Boot zu ziehen. Und dann geht alles so schnell, man kann sich kaum halten, weil schon wieder die nächste Welle kommt. In diesem Moment war Laura aus Australien nicht das letzte Mal unsere Rettung. Sie reagierte sofort und so schnell wie Matze aus dem Boot purzelte, so schnell saß er auch schon wieder drinnen. Und dann geht es sofort weiter: „GO! GO! FORWARD! LEFT BACK! RIGHT GO! GO! GO!“ Der Leader brüllt von hinten und du rackerst dich ab, dir ist heiß, obwohl das Wasser alles andere als warm ist und dann beruhigt sich der Fluss aufeinmal und die Sonne kommt hinterm Berg hervor und du schließt nur deine Augen und genießt. Du genießt die Luft, abseits von Motorrädern und Bussen, die Ruhe, keine überfüllten Städte, nur Felsen, Wasser, Rhododendron-Bäume überall (die Nationalpflanze Nepals) und dann sind da einfach Affen, die von Ast zu Ast springen.
Und dann merkt man erst, wie erschöpft man ist, wenn man nach 4 Stunden im Wasser zur Ruhe kommt. Es macht so unglaublichen Spaß! Und dann kommen wir an irgendeinem Ufer an und schlagen die Zelte auf, verteilen Kerzen und sitzen Barfuss auf dem Boden und schnippeln Tomaten, Knoblauch, Kartoffeln, Zwiebeln und Ingwer, waschen Blumenkohl und Bohnen und und und…

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Und dann, am nächsten Morgen, gehts wieder auf. Kurz etwas frühstücken, ein Schwarzer Tee mit Milchpulver und viiiiel Honig, Zähne putzen und ab in die (vielleicht noch nassen) Schwimmsachen und rein ins Boot. Kann bitte jeder Tag so sein?

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Man merkte schon etwas den Muskelkater vom vorherigen Tag, doch sobald man von der ersten Welle erwischt wurde, war auch das egal. Es ging weiter und dann kamen wir in ein Gebiet, in dem das Wasser total ruhig liegt, nur eine kleine Strömung. Wir wurden gefragt, wer schwimmen möchte und die Frage war noch gar nicht ausgesprochen, schon hopsten wir 3 ins Wasser. Wir waren mit 2 Booten und 3 KajakfahrerInnen als (sozusagen) RettungsschwimmerInnen unterwegs, sollte eine/r aus dem Boot fallen und schneller mit der Strömung schwimmen als das Boot, wird man vom Kajak eingeholt. Einer der Kajakfahrer war etwas abenteuerlustig und er versuchte mit mir zusammen, also ich vorn‘ am Kajak klammernd, eine Eskimorolle hinzubekommen, aber er war vielleicht leider zu klein und ich zu schwer.. haha
Aber es war unglaublich! Man liegt unter Wasser, die Schwimmweste will dich nach oben pressen, doch da ist das Kajak, das Wasser ist so kalt und es fühlt sich an, als würde das Blut in den Adern gefrieren und dein Gehirn wird bald explodieren. Naja, hört sich vielleicht nicht so spaßig an, aber ich kann das jedem nur empfhelen.

Leider wurde der eben schon erwähnte Kajakfahrer immer übermutiger.. Wir fuhren weiter und trafen auf einen ca. 5 meter hohen Felsen, wir kämpften uns zurück zu ihm und auf einmal sprang unser Leader aus dem Boot und versuchte auf den Felsen zu klettern. Der Leader aus dem anderen Boot tat das gleiche und Judith fragte nur unter leicht hektischem Lachen: „Wollen die da jetzt runterspringen?!“ -Nein! Wir sollten springen. Kaum realisiert, war Matze schon oben und sprang einfach ins Wasser, Judith sofort hinterher und dann hat man keine Wahl, man darf nicht darüber nachdenken.. Ich hab nicht mal geguckt, wie hoch es ist. Anlauf nehmen, Luft holen, Augen zu, Boden unter den Füßen verlieren, fallen lassen und zwischendurch überlegen, ob es was bringen würde zu schreien oder nicht.. Es bringt nichts! Hahaha..
Und dann ist man auf einmal unter Wasser, die Kleidung saugt sich voll, das Wasser schleicht sich unter die Jacke und man sinkt weiter und weiter und ich es fühlte sich nun so langsam an. Über dem Wasser ist es laut, die Wellen schlagen gegen die Felsen und Nepalis brüllen sich an. Unter Wasser ist es dann aber ganz dunkel und alles schweigt, man hört nur das eigene Blut durch den Körper fließen. Und man sinkt weiter und weiter und ich weiß nur noch, dass ich dachte: >>Was? Wie tief ist der Fluss denn noch?<<
Und dann fängt man hektisch an zu strampeln, ich jedenfalls.. Kaum möglich mit den ganzen Klamotten, die Arme strecken sich nach oben und ziehen im hohen Bogen um den Körper bis zu den Füßen, so wie man halt schwimmt, komm schon, Luft komm endlich…
Sonne! Menschen! Luft! Boot! schwimmen!
Mehr passiert da im Kopf nicht.
Zurück beim Boot angekommen, saß ich mit Judith auf der Kante und beobachteten Matze, wie er schon bei seinem 2. Sprung anlauf nahm. Da kam der übermutige Kajakfahrer angeschlichen

und jetzt ist der Strom zu Ende und ich schreibe später weiter..
Tut mir Leid! Bis später : )
Eure Melli

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