Einen Hund in der Suppe haben

30 Grad draußen, 35 Grad im Klassenraum. 3 Deutsche sitzten zwischen 15 vietnamesInnen und zerfließen aufgrund der tropischen Temperaturen. Außerdem sind die Fenster zu, denn alle wollen möglichst nicht von der Sonne gebräunt werden. Verrückt, aber so wie bei uns alle möglichst braun sein wollen und sich im solarium brutzeln, gibt es hier cremes mit whitener drin, der die Haut heller machen soll.

Wir studieren in Vietnam und besuchen Kurse auf deutsch. Das klingt vielleicht erst mal komisch, doch für uns ist es superspannend weil wir daf-lehrerinnen werden, und deutsch als Fremdsprache unterrichten. Das heißt wir werden oft junge Menschen vor uns sitzen haben, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Daher können wir hier in Hanoi viel besser lernen um a) zu sehen wie die deutsche Sprache und Kultur unterrichtet wird und b) wo es Probleme gibt, zB in der Aussprache.

Ein spezielles Seminar heißt „interkulturelle Kommunikation“. Es wird unterrichtet vom Dekan der Universität, Herr Àn. Er hat den größten Respekt von mir, denn er kann sehr gut deutsch sprechen, hat einen großartigen Humor und macht spannende Seminare. Ich fühle mich immer wie ein Schüler aus Club der toten dichter nach den Seminaren, weil ich erleuchtet oder inspiriert aus der uni komme. Leider ist der normale Unterricht in Vietnam oder Deutschland eher einschläfernd und einseitig, frontal unterrichtet. Man merkt sofort, ob die Lehrperson selbst Lust auf das jeweilige Fach hat- und ja, Herr Àn brennt für sein Fach. außerdem nimmt er sich selbst nicht ganz so ernst und hat in allem was er sagt ein Lächeln auf den Lippen oder einen witzigen Kommentar. Cooler Typ.

Naja und manchmal sagt er recht niedliche Dinge, die auf deutsch sehr lustig klingen. Beispielsweise sagt er immer “ sehr geehrte hohe Tiere“ wenn es darum geht, Menschen höflich anzusprechen, dann schmunzeln wir vor uns hin.

Im kulturelle kommunikation Seminar ging es heute um den Kulturschock.

Mir fiel ein, wie wir in Nepal nicht verstehen konnten, wie über all hingerotzt werden konnte. So kann es also zu einem Kulturschock kommen, wenn zwei Kulturen aufeinander treffen.

Beispiel für Kulturschock:

Herr An kam 1988 zum ersten Mal nach Deutschland. Seine Reisegruppe fuhr

Nach Halle an der Saale. Dann kamen sie an einem Käfig mit mehreren Hunden vorbei und die Reisefuhrerin sagte, schauen sie mal! Daraufhin sagten alle Vietnamesen „lecker!“

sie war verdutzt, weil sie nicht sicher war, ob alle mit lecker ‚lecker‘ meinten und den Vietnamesen lief das Wasser im Mund zusammen.

Ja, hier werden Hunde gegessen und das ist für mich auch wirklich schwer zu akzeptieren. Doch Herr An sagt kulturelle Kommunikation heißt verstehen und Verständnis , vor allem bei Problemen und Abweichungen. Für die Asiaten ist es mindestens genau so unverständlich, wie wir Schwein essen können. Und letztlich ist das Leben des Hundes auch nicht mehr oder weniger wert, als das eines Schweines, einer Kuh… oder als ich mit meiner Klasse in Nepal über die deutsche Speisekarte gesprochen habe, stand dort Schnitzel. Dann erklärte ich, dass dass typische Schnitzel Schweinefleisch sei, auf einmal verzog die ganze Klasse angeekelt das Gesicht. Schweine waren dort nur bekannt als Wildschweine, die auf Müllkippen leben. Natürlich fanden sie es dann eklig.

Außerdem haben wir über flirten gesprochen. In Vietnam wird gerne und offen gefirtet, haben wir im Seminar gelernt. Und (jetzt mit asisiatischem Dialekt vorlesen)“dann fahren die Leute in Deutschland Bus und da ist eine hübsche Frau und die Männer lesen einfach! Da ist eine hübsche Frau und die Männer lesen! Gucken nicht hoch, sie lesen! Stellen Sie sich dass mal vor!“

Das wussten schon “ wir sind Helden“…“aurelie, so klappt das nie, du erwartest viel zu viel,die deutschen flirten sehr subtil..“

Judith

Ein Gedanke zu „Einen Hund in der Suppe haben

  1. es gab doch noch ein beispiel mit herrn an und einem kulturschock. ging um fkk? weißt du noch.
    herrliche beispiele für kulturschocks. wir mussten beide herzlich lachen (also der vater und die mutter).
    ich lese das mal meinen kollginnen in der teamberatung vor.
    andere länder, andere sitten…
    ein hoch auf die toleranz. h.l. d.m.

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